Everybody Loves Angels Bugge Wesseltoft
Album Info
Album Veröffentlichung:
2017
HRA-Veröffentlichung:
29.09.2017
Das Album enthält Albumcover Booklet (PDF)
- 1 Es Sungen Drei Engel 05:07
- 2 Bridge over Trouble Water 08:27
- 3 Koral 06:22
- 4 Angel 05:24
- 5 Reflecting 01:53
- 6 Morning Has Broken 05:20
- 7 Salme 04:48
- 8 Blowing in the Wind 05:56
- 9 Angie 03:33
- 10 Locked out of Heaven 04:10
- 11 Let It Be 04:42
Info zu Everybody Loves Angels
Kaum ein Musiker kann die Stille so eindringlich hörbar machen, wie der Norweger Bugge Wesseltoft inseinen Solopiano-Einspielungen. Die erfolgreichste,„It’s Snowing On My Piano“, ist seit nun genau 20 Jahreneine Insel der Ruhe und Einkehr für die Zeit zwischenEnde November bis Neujahr. Ein zeitloses Album, das fürMenschen in ganz Europa zu einem festen Teil ihresLebens geworden ist. Mit „Everybody Loves Angels“ kehrenBugge Wesseltoft und Produzent Siggi Loch zurAusgangsidee von „Snowing“ zurück. Der Albumtitel istSinnbild für die schwerelose, Ruhe spendende Leichtigkeit,die die Musik verströmt. Diesmal für das ganze Jahr.
Die Erfolgsgeschichte begann im Jahr 1997. Bugge Wesseltoft hatte gerade sein Album „New Conception Of Jazz“ auf seinem eigenen, neu gegründeten Label „Jazzland“ veröffentlicht. Auf wegweisende Art verband Wesseltoft elektronische Sounds und Grooves mit seinem unverwechselbar klaren, transparenten Pianospiel zu einem zeitlosen Kunstwerk, welches folgende Pianisten-Generationen nachhaltig prägte und ihm den Ruf eines der wichtigsten Erneuerer des Jazz einbrachte. Längst war auch ACT Labelchef Siggi Loch auf Wesseltoft aufmerksam geworden und machte ihm das Angebot, seine ganz andere Seite zu zeigen und für sein damals ebenfalls junges Label ACT eine rein akustische Solopiano-Aufnahme „with Christmas in Mind“ einzuspielen.
Wesseltoft, ein entschiedener Gegner der kommerzialisierten Weihnachten, fand es reizvoll, ein Stück Musik aufzunehmen, das wieder Ruhe in eine sonst immer lauter werdende Zeit bringen sollte. Im Oktober 1997 trafen sich also Bugge Wesseltoft und Siggi Loch im Osloer Rainbow Studio und mit seiner kleinen Tochter Maren auf dem Schoß begann Bugge über Weihnachtslieder und alte Volksweisen zu phantasieren. Seine erste Solopiano Aufnahme sollte zugleich die erfolgreichste werden und auch das meistverkaufte Album in der Geschichte von ACT. Die WAZ schrieb seinerzeit: „It's Snowing On My Piano ist in ihrer fast überirdischen Schönheit die größte Weihnachts-CD, die der zeitgenössische Jazz je hervorgebracht hat.“
Heute, zwanzig Jahre später, ist die Welt eine andere geworden. Eine nie abreißende virtuelle Datenflut und immer komplexere, oft undurchschaubare Strukturen und Zusammenhänge bestimmen den Alltag vieler Menschen. Und oft gewinnt in dieser Welt der Lauteste. Mehr Menschen denn je sehnen sich deshalb nach Inseln der Entschleunigung. Bugge Wesseltoft, der in der Vergangenheit in einer Klinik mit Patienten arbeitete, deren seelisches Gleichgewicht aus der Balance geraten war, weiß besonders um die Frieden spendende Kraft der Musik. Und war deshalb begeistert von der Idee, sich für das Album „Everybody Loves Angels“ erneut in die Stille zu begeben. Diesmal in die schroff-schöne Region der Lofoten und die größte Holzkirche Norwegens, „LofotKatedralen“, welche als Konzertort auch einen hervorragenden Steinway Flügel beherbergt.
Der Ort der Aufnahme hat eine besondere Bedeutung für Wesseltoft: „Die Natur ist für mich über die Jahre zu einer immer wichtiger werdenden Inspiration geworden“, sagt er. „Hier erlebe ich immer wieder Momente, in denen ich fühle, Teil etwas Größeren zu sein. Kein Ort fühlte sich für diese Aufnahme natürlicher an, als die Lofoten. Eine wunderschöne und zugleich auch harsche Gegend und ein ebensolches Leben, wie für meinen Urgroßvater, der hier geboren wurde. In der unglaublichen LofotKatedralen aufzunehmen, brachte für mich all diese Dinge zusammen.“
In seinen Interpretationen der Musik von Paul Simon, Lennon/McCartney, Johann Sebastian Bach, Bruno Mars u.v.m. sind es besonders der Klang der Töne und Akkorde und die Räume zwischen den Noten, die Wesseltoft wie kein anderer öffnet. Sein Spiel folgt keinem Plan, keinem Takt, keinem Arrangement, sondern ganz der Intuition des Moments. Jeder Klang steht zunächst für sich, es scheint, als würde Wesseltoft in jeden der sich so auftuenden Räume hineinhorchen – so lange, bis sich in diesem neue Türen öffnen, die er zusammen mit dem Hörer durchschreitet. Eine Musik-gewordene Antithese auf die Zapping-Mentalität unserer Zeit. Und die Langsamkeit und Reduktion der Musik erlaubt es auch dem Hörer, in der Musik eigene Geschichten, Farben und Schattierungen zu finden, und seine eigenen, immer neuen Räume, in die man wieder und wieder zurückkehren möchte. Zu jeder Jahreszeit.
Bugge Wesseltoft, Klavier
Recorded February 24 – 26, 2017 at LofotKatedralen, Lofoten, Norway
Engineered by Asle Karstad
Mixed and mastered by Ulf Holand at Holand Sound
Produced by Siggi Loch, Bugge Wesseltoft
Bugge Wesseltoft
Seit der norwegische Keyboarder 1990 als Mitglied der Band von Bassist Arild Andersen die internationale Jazzszene betrat, hat er eine wirklich beeindruckende Wandlung durchgemacht: Weg von den nordischen Jazztraditionen, die er u.a. mit Landsleuten wie Jan Garbarek und Andersen auf Alben für ECM hegte und pflegte, hin zu seiner eigenen neuen Konzeption des Jazz, die sich nicht scheut, Elemente von Deep House, Ambient Music, Drum’n’Bass, Big Beat und Funk gleichberechtigt zu integrieren.
Jazz aus Norwegen ist jahrzehntelang weltweit - außer natürlich in Norwegen selbst - vor allem mit dem in München beheimateten ECM-Label des deutschen Produzenten Manfred Eicher assoziiert worden. Seit Eicher ab 1970 (meist im Team mit dem exzellenten Osloer Toningenieur Jan Erik Kongshaug) Aufnahmen von Jan Garbarek, Terje Rypdal, Arild Andersen, Sidsel Endresen, Jon Balke und zuletzt Ketil Bjørnstad produzierte und auch international erfolgreich lancierte, gilt das ECM-Label unter anderem als Brutstelle dieser speziellen Variante des Jazz.
Ungeachtet der eigentlich kaum zu überhörenden Tatsache, daß Garbarek, Rypdal, Andersen und Co. trotz mancher Gemeinsamkeiten doch über sehr unterschiedliche musikalische Eigenheiten verfügen, zimmerten europäische und amerikanische Kritiker - in meist gar nicht mal böser Absicht - mit professioneller Hingabe aus mehr oder minder netten folkloristischen Clichés eine Schublade, in die fortan alle norwegischen Jazzkünstler ebenso ungefragt wie unreflektiert hineingesteckt wurden.
Aus genau dieser Cliché-Schublade hüpfte 1996 wie ein Springteufel der damals 32jährige Keyboarder und Sound-Tüftler Jens Bugge Wesseltoft mit seinem Album ”New Conception Of Jazz”. Wesseltofts musikalische Biographie weist zwar eine ganze Reihe von Verknüpfungspunkten zu den meisten der vorgenannten norwegischen Künstler auf. Darüberhinaus arbeitete er aber auch mit stilistisch ganz anders orientierten Künstlern wie dem Schlagzeuger Billy Cobham oder dem brasilianischen Popstar Gilberto Gil zusammen.
”Ich wollte etwas machen, das meine ganze musikalische Persönlichkeit widerspiegelt”, erläuterte der Keyboarder 1996 das Konzept seiner Einspielung. Dabei ist der Jazz definitiv Wesseltofts Ausgangspunkt. Sein Vater ist ein in Norwegen etablierter Jazzgitarrist und so wuchs Bugge daheim mit Platten wie Miles Davis’ ”Kind Of Blue” auf. Wie viele aufstrebende Jazzmusiker seiner Generation bezog er seine Inspiration primär von amerikanischen Größen wie Miles Davis, John Coltrane, Herbie Hancock und Chick Corea. Dazu gesellten sich dank der norwegischen Herkunft aber bald auch Leitbilder vom Schlage Jan Garbareks, Terje Rypdals, Arild Andersens und Jon Christensens.
Später, nachdem er selbst eine musikalische Laufbahn eingeschlagen hatte, konnte Bugge Wesseltoft mit diesen vier norwegischen ”Jazz-Gurus” zusammenarbeiten und eine Menge von ihnen lernen. Ebenso sehr hat sich Wesseltoft aber auch im Bereich der zeitgenössischen norwegischen Rockmusik umgetan, sowohl als Instrumentalist als auch als Produzent. All dies führte ihn musikalisch schließlich dorthin, wo man ihn heute findet: auf und zugleich zwischen allen stilistischen Stühlen. Und das breitgefächerte Spektrum seiner diversen Erfahrungen floß auf ausgesprochen natürliche Weise auch in sein ”neues Jazzkonzept” ein.
”Ich mag es, über eine bestimmte Form oder Soundscapes zu improvisieren”, gesteht Wesseltoft. ”Es fasziniert mich, rhythmische Elemente zu schaffen und eine Klanglandschaft metrisch zu manipulieren. Das ist für mich allemal interessanter und kreativer als das traditionelle Thema-Solo-Thema-Ding herunterzuspulen.”
Booklet für Everybody Loves Angels