
Miked Up! Der erste Titel des jüngsten Albums Head & Heart des finnischen Jazz-Gitarrist Varre Vartiainen ist hübsch doppeldeutig: Es kann heißen, dass eine Band mit Mikrofonen ausgestattet und damit aufnahmebereit ist, aber auch, dass ein Mike als Verbesserung hinzu kommt. Beides ist der Fall, aber eines ist bemerkenswerter – natürlich der Mike.
Der Gitarrensound von Mike Stern ist besonders. Viel Hall, gewagte Harmonien – es ist das, war man im Englischen einen Signature Sound nennt, eine so individuell geprägte Klangcharakteristik, dass sie wie eine Unterschrift unfehlbar identifiziert.
Dass Stern mit Vartiainen spielt, ist eine Auszeichnung für den rund 20 Jahre jüngeren Jazz-Virtuosen aus Helsinki, hat aber auch gewisse – Nachrteile? Wie man es nimmt. Denn so ein Signature Sound kann den Hörer leicht beim Denken verwirren. Stünde nicht Varre Vartainen auf dem Cover, könnten man bei rein akustischer Orientierung auf ein neues Album von Mike Stern tippen. Das wäre, wir wissen es besser, natürlich falsch.
Mitgebracht hat Stern auch seine Frau Leni Stern. Die gebürtige Münchnerin greift aber nicht zur Gitarre, sondern nur Ngoni, einer Binnenspießlaute der Mandinka aus Westafrika.
Vartainens Kompositionen sind munterer Fusion Jazz, der sich an Vorbildern der 1970-Jahre orientiert. Manches klingt vertraut, wenn nicht vom Stock an sich, so doch von der Auffassung und der Instrumentierung. Interessant ist, welchen Genre-Mix der Finne da und dort wählt. Dark Size Life ist getrieben von einem munteren Bossa-Rhythmus. Hardly dagegen hat im Hintergrund einen Snare-Roll a la New-Orleans-Jazz als tragendes Element. Und so geht es weiter.
Die Musik von Vartiainen fließt erfreulich hochkarätig über die ganzen fast 70 Minuten. Schwächen in der Performance gibt es keine. Tolle Harmonien, spannende Soli, prima Zusammenspiel, es passt alles. Und das ist in gewisser Weise dann auch wieder überraschend, denn die Aufzählung der Musiker listet insgesamt elf Personen. Und die müssen in wechselnder Besetzungen spielen, denn zwei Bässe, zwei Saxophone oder zwei Schlagzeuge sucht man vergebens im Repertoire.
Hervorragend ist auch die Aufnahme an sich. Denn der Tonmeister hat es geschafft, jede beliebige Zusammenstellung auf der selben Bühne mit identischer Klarheit, Präzision, Position und Aussage zu platzieren. Das ist kunstvoll und spiegelt die Qualität der Musik.
„Habe gerade die Gelegenheit, drei Lieder von Varre zu hören. Schön!!! Varre spielt sich den Arsch ab! Wunderbares Gitarrenspiel! Und die Melodien sind wunderschön und die Band raucht!“ - Mike Stern
„Varre Vartiainen ist ein virtuoser finnischer Gitarrist, dessen bisherige Verdienste vor allem im Bereich der rockigen Musikstile außergewöhnlich sind. Was ihn wirklich einzigartig macht, ist die Tatsache, dass seine instrumentalen und ausdrucksstarken Jazz-Künste ebenfalls Weltklasse sind!!“ - Jukkis Uotila
Definitiv ein Tipp zum Reinhören. (Thomas Semmler, HighResMac)
Varre Vartiainen, Gitarre, Gesang
Mike Stern, Gitarre, Gesang
Leni Stern, Ngoni, Gesang & (23rd St. Angel Choir)
Joonatan Rautio, Saxophon
Severi Pyysalo, Vibraphon
Visa Oscar, Keyboard
Timo Hirvonen, Bass
Juho Kivivuori, Bass
Jukkis Uotila, Schlagzeug
Jussi Lehtonen, Schlagzeug
Mongo Altonen, Perkussion