
Evenings At The Village Gate: John Coltrane with Eric Dolphy (Live) (Mono Remastered) John Coltrane & Eric Dolphy
Album Info
Album Veröffentlichung:
1961
HRA-Veröffentlichung:
22.09.2023
Das Album enthält Albumcover Booklet (PDF)
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- 1 My Favorite Things (Live) 15:54
- 2 When Lights Are Low (Live) 15:28
- 3 Impressions (Live) 10:13
- 4 Greensleeves (Live) 16:03
- 5 Africa (Live) 22:27
Info zu Evenings At The Village Gate: John Coltrane with Eric Dolphy (Live) (Mono Remastered)
Die Jazzgeschichte ist gepflastert mit Beispielen für musikalische Erneuerungen und Umbrüche, die bei Teilen der Kritiker und des Publikums erst einmal auf große Ablehnung stießen, bevor sie – manchmal Jahrzehnte später – allgemein als epochale Errungenschaften anerkannt und gefeiert wurden. Auch John Coltrane und Eric Dolphy sahen sich 1961 mitunter vehementer Kritik ausgesetzt, als sie zusammen durch die USA tourten. In der DownBeat-Ausgabe vom 23. November 1961 schrieb ein entsetzter Kritiker damals: “Im Renaissance Club in Hollywood hörte ich kürzlich eine erschreckende Demonstration dessen, was ein wachsender Anti-Jazz-Trend zu sein scheint, der von diesen führenden Vertretern [gemeint waren Coltrane und Dolphy] dessen, was als Avantgarde-Musik bezeichnet wird, exemplifiziert wird. […] Ich hörte, wie eine gute Rhythmusgruppe… hinter den nihilistischen Übungen der beiden Bläser verschwand… Coltrane und Dolphy scheinen darauf aus zu sein, den [Swing]… absichtlich zu zerstören. Sie scheinen es darauf anzulegen, einen anarchistischen Kurs in ihrer Musik zu verfolgen, den man nur als Anti-Jazz bezeichnen kann.”
Nur wenige Wochen vor dem Gastspiel in Hollywood war John Coltrane mit seinem Quartett und Eric Dolphy als fünfter Kraft an mehreren Abenden im New Yorker Village Gate aufgetreten. Um das neue Soundsystem des Clubs zu testen, wurde dabei ein Mitschnitt gemacht, der lange Zeit als verloren galt und erst kürzlich in den riesigen Tonarchiven der New York Public Library entdeckt wurde. Für das Album “Evenings At The Village Gate: John Coltrane With Eric Dolphy” wurden diese mitreißenden Aufnahmen klangtechnisch aufbereitet und erscheinen nun erstmals auf HIGHRESAUDIO. Und siehe da: Was seinerzeit noch von einigen als “Anti-Jazz” geschmäht wurde, wird jetzt in der Presse und von Coltrane-Fans einhellig als “visionäre Musik” gefeiert.
John Coltrane, der zum Zeitpunkt der Aufnahmen gerade von Atlantic Records zu Impulse! Records gewechselt hatte, gastierte damals einen ganzen Monat lang mit rotierenden Besetzungen in dem legendären New Yorker Club. Auf “Evenings At The Village Gate” präsentiert er sich zusammen mit seinem musikalischen Alter Ego Eric Dolphy und den Musikern seines sich noch formierenden klassischen Quartetts: Pianist McCoy Tyner, Interims-Bassist Reggie Workman und Schlagzeuger Elvin Jones.
Neben einigen bestens bekannten Coltrane-Publikumsfavoriten (“My Favorite Things”, “Impressions” und “Greensleeves”) gibt es auch eine Interpretation von Benny Carters Komposition “When Lights Are Low” zu hören, in der Eric Dolphy ein atemberaubendes Solo auf der Bassklarinette spielt. Ein weiteres Highlight ist die einzige bekannte und 23 Minuten lange Live-Aufnahme der Coltrane-Nummer “Africa”, bei der als zweiter Bassist Art Davis zu dem Quintett stößt.
“Evenings At The Village Gate” gewährt einen Einblick in die ergreifende, aber leider nur kurze musikalische Beziehung zwischen John Coltrane und Eric Dolphy. Die beiden hatten sich zwar schon 1954 in Los Angeles persönlich kennengelernt, doch zu einer wirklichen Zusammenarbeit zwischen ihnen sollte es erst sieben Jahre später kommen.
Dokumentiert war diese bisher auf den Alben “Afrika/Brass” (Coltranes Debüt für Impulse! Records), “Olé Coltrane” (seinem letzten Album für Atlantic Records) und dem Live-Album “Coltrane Live At The Village Vanguard”. Alle drei Alben waren zwischen Mai und Dezember 1961 entstanden. Mit “Evenings At The Village Gate” wird diese kurze, aber den modernen Jazz prägende Geschichte nun um ein neues aufregendes Kapitel erweitert.
John Coltrane, Sopransaxophon, Tenorsaxophon
Eric Dolphy, Altsaxophon, Bassklarinette, Flöte
Art Davis, Kontrabass
Elvin Jones, Schlagzeug
McCoy Tyner, Klavier
Reggie Workman, Kontrabass
Aufgenommen im August 1961 im Village Gate, Greenwich Village, Manhattan, New York City, New York
Digital remastered
John Coltrane
Der Saxofonist John William “Trane” Coltrane wurde am 23.September 1926 in Hamlet, North Carolina geboren. Sein Vater John Robert arbeitete als Schneider und spielte verschiedene Instrumente zum eigenen Vergnügen. Die Mutter Alice Blair stammte aus einer streng gläubigen Methodistenfamilie. Kurz nach Geburt des Sohnes zog die Familie in die benachbarte Industriestadt High Point, wo der Junge bis zu seinem zwölften Lebensjahr eine überwiegend glückliche Kindheit genoss. Im Jahr 1939 jedoch starben sein Vater, sein Großvater und Onkel, sodass die Familie sich von da an ohne männliche Ernährer durchbringen musste. Coltranes Mutter suchte sich verschiedene Jobs, der Junge zog sich in sich zurück und begann, sich ausgiebig der Musik zu widmen. Er hatte 1938 angefangen, Klarinette zu spielen, wechselte aber unter dem Eindruck von Jazzstars wie Lester Young, Coleman Hawkins und Johnny Hodges zum Altsaxofon. Nach dem High-School Abschluss zog er 1943 nach Philadelphia, studierte an der Ornstein School Of Music, dem Granoff Studio, arbeitete in einer Zuckerraffinerie und jammte gelegentlich in verschiedenen Bars und Kneipen.
Der Militärdienst verschlug Coltrane nach Hawaii (1945/46), wo er mit einer Navy Band erste Aufnahmen machte. Daraufhin hielt er sich mit Jobs in Bands von Joe Webb (1946), King Kolax, Big Maybelle und Eddie Vinson (1948) über Wasser. Während eines Engagements im Orchester von Dizzy Gillespie wechselte er um 1949 zum Tenorsaxofon, hatte aber noch nicht genügend stilistische Eigenständigkeit, um als markanter Solist aufzufallen. Er lernte weiterhin in den Ensembles von Earl Bostic (1952), Gay Crosse (1952), Johnny Hodges (1954), arbeitete sich ehrgeizig nach oben, musste aber aufgrund seiner Drogenabhängigkeit künstlerische Rückschläge einstecken, als er etwa 1954 aus dem Hodges-Orchester geschmissen wird. 1955 wendete sich das Blatt durch zwei wichtige Ereignisse. Coltrane heiratete am 3.Oktober seine erste Frau Naima (1955–66) und nur wenige Tage danach engagierte ihn der bereits als Star des Szene geltende Miles Davis in dessen Quintett. Während des folgenden Jahres entstanden Hardbop-Aufnahmen wie “Miles” (1955) und die legendären “Relaxin' / Workin' / Steamin' / Cookin' With The Miles Davis Quintet”-Sessions (1956).
Es war eine der besten Bands dieser Ära und Coltrane nützte die Gelegenheit, um mit Möglichkeiten der Loslösung von den bislang dominierenden funktionsharmonischen Grundlagen zu experimentieren. Die Forschung prägte für diese Phase den missverständlichen Begriff “Sheets Of Sound” (“Klangflächen”), wobei es weniger um die Erstellung von Flächen als um die Auflösung von Akkorden und die Relativierung der bisherigen Linienbildungen des Hardbops ging. Die Musiker strebten danach, die als einengend empfundenen harmonischen Prinzipien des Quintenzirkels hinter sich zu lassen und Coltrane modifizierte seine melodisch geprägte Technik durch Terzsubstitutionen und andere Verschiebungen (1958–60). Gemeinsam mit Miles Davis und dem Pianisten Bill Evans entdeckte er die so genannte Modalität für sich, eine auf den Kirchentonarten des Mittelalters basierenden Technik der Skalenimprovisation, die der wiederum zugunsten einer nahezu freien Spielweise während seiner letzten Schaffensjahre hinter sich ließ.
So entwickelte sich Coltrane innerhalb nur eines Jahrzehnts vom ehrgeizigen Newcomer zu einem der bestbezahlten Jazzkünstler überhaupt. Den ersten Aufnahmen unter eigenem Namen wie “First Trane” (1957) folgte eine immens arbeitsintensive Phase in zahlreichen Studiobands des ‘Prestige’-Umfeldes. Coltrane löste sich 1957 erfolgreich von seiner Drogensucht, wurde mit Thelonious Monk im “Five Spot” umjubelt, kehrte 1958 zu Miles Davis zurück und nahm 1959 nahezu zeitgleich die beiden legendären, aber stilistisch komplett verschiedenen Alben “Kind Of Blue” (mit Davis) und “Giant Steps” auf. Auf “My Favourite Things” entdeckte er 1960 das Sopransaxofon neu für den Jazz und nach dem Auslaufen des Vertrages für die Plattenfirma Atlantic formte sich 1961/2 das klassischen Quartett mit McCoy Tyner (p), Jimmy Garrison (b) und Elvin Jones (dr) als idealen Arbeitsbasis heraus, das Coltrane in seiner Suche nach neuen Ausdrucksformen unterstütze. Mit der im Dezember 1964 aufgenommenen Hymne “A Love Supreme” machte Coltrane seine tiefe, religiös geprägte Spiritualität, öffentlich und Alben wie “Ascension” führten ihn im folgenden Jahr schließlich zum freien Spiel.
Als er sich immer deutlicher der kompletten Auflösung der Form zuwandte, veränderte sich auch sein musikalisches Umfeld. In der letzten Lebensphase war er neben Garrison mit seiner zweiten Frau Alice Coltrane (p), Rashied Ali (dr) und Phaorah Sanders (sax) auf der Bühne zu erleben, späte Werke wie “Expression” oder das Schlagzeug-Duo “Interstellar Space” (beide 1967) präsentierten ihn als introvertierten Hermetiker mit Hang zur spirituellen großen Geste. Am 17.Juli 1967 starb John Coltrane an Leberversagen. Sein markanter, harter und zugleich flexibler Ton, die ekstatische Solistik und Hinwendung zu Einflüssen jenseits der afroamerikanischen Stiltradition hinterließen ebenso wie die Entdeckung des Sopransaxofons als Ergänzung des Tenors viele Impulse für die Klangentwicklung des modernen Jazz.
Booklet für Evenings At The Village Gate: John Coltrane with Eric Dolphy (Live) (Mono Remastered)