Album Info

Album Veröffentlichung:
2016

HRA-Veröffentlichung:
28.10.2016

Label: Traumton

Genre: Jazz

Subgenre: Contemporary Jazz

Interpret: Lammel, Lauer, Bornstein

Das Album enthält Albumcover

?

Formate & Preise

Format Preis Im Warenkorb Kaufen
FLAC 44.1 $ 13,50
  • 1 I Look at You 04:52
  • 2 Triologie I 01:04
  • 3 LL Groove 06:52
  • 4 Mignon 04:55
  • 5 H12 04:35
  • 6 Praludium 01:21
  • 7 Lichteffekte 04:57
  • 8 Forever Young 06:42
  • 9 Triologie II 01:21
  • 10 First Kiss 02:51
  • 11 Novemberlied 17 05:01
  • 12 Verklart 06:39
  • 13 Miniatur in Weiss 01:20
  • 14 Triologie III 01:26
  • 15 Kanon 08:45
  • Total Runtime 01:02:41

Info zu Look at Me

Mehr zu Nuancen als zu einer auftrumpfenden Haltung tendieren Andreas Lammel, Florian Lauer und René Bornstein auf ihrem neuen Album Look At Me. Dabei zeigt das unprätentiöse Trio selbstbewussten Gestaltungswillen, strahlt ein unaufdringliches, aber klares Vertrauen in die eigene Philosophie aus. Die Musik der Band kreiert einladend transparente Räume, deren luftige Strukturen an einen Pavillon von Mies van der Rohe erinnern: reizvoll, mit individueller Ästhetik, die gleichzeitig filigran und ausdrucksstark, aktuell und zeitlos sein kann. „Natürlich ist uns wichtig, dass sich beim bewussteren Zuhören noch weitere Ebenen auftun,“ sagt Andreas Lammel, „gleichzeitig mögen wir die Idee, dass man unsere Musik auch nebenbei hören kann.“ Die verschiedenen Ebenen zeigen sich in Details, in Stimmungen oder in größeren Bögen. Als eines von vielen Beispielen führt Lammel seine Triologien an, die im Stil von Reflexionen an verschiedenen Stellen der Platte für eineinhalb oder zwei Minuten aufleuchten. Im Grunde ist es, sagt der Pianist, stets die gleiche Harmoniefolge, die aber jeweils komplett anders gespielt wird. So verwandeln sich die Triologie-Teile von Vexierspielen zu eigenständigen Stücken, die insgesamt aber wieder einen Bogen schlagen. „Als Hörer kann man sich mit solchen Feinheiten befassen, muss es aber nicht“, hält Andreas Lammel lächelnd fest.

Die kluge Dramaturgie des Albums entwickelt eine immer stärkere Gravitationskraft. Wirken die ersten Titel noch unaufdringlich lockend, wird die Musik im weiteren Verlauf gleichzeitig kantiger, entschiedener und tiefgründiger. Improvisationen packen kraftvoller zu, das Trio entfacht nach und nach einige unerwartete Energieschübe, etwa in Forever Young. Zwischen längere Stücke von rund fünf bis sieben Minuten Dauer setzen Lammel, Lauer und Bornstein immer wieder kurze Kompositionen, darunter die besagte Triologie 1-3, Florian Lauers knapp dreiminütige, schwebende Meditation über den First Kiss und Bornsteins Miniatur in Weiß. Über LL Groove sagt Lammel, dass er dessen rhythmische Patterns als bewussten Kontrast zu anderen Stücken sieht. Lauers Verklärt setzt konsequent auf wiederkehrende Motive, ohne dabei durchgängig repetitiv zu werden. Und manche Titel sollte man nicht unbedingt wörtlich nehmen oder gar als Zitat deuten. So wurde aus dem Novemberlied 10 aus der Reihe der Novemberlieder von René Bornstein zuletzt Forever Young, dem energetischen Titel weitaus mehr entsprechend als die elegische November-Assoziation.“

Andreas Lammel, Florian Lauer und René Bornstein sind alle Anfang 30. 2006 lernten sie sich kennen, als sie im selben Semester ihr Studium an der Hochschule in Dresden begannen. 2009 beschlossen sie, als Trio zusammen zu bleiben, gleichzeitig spielten alle auch in anderen Formationen. Zudem entschied sich Lammel nach seinem Klavier-Diplom für ein weiteres Studium, nämlich zum Tonmeister an der UdK in Berlin. Auch wenn bei der Aufnahme zu Look At Me Wolfgang Loos als Produzent wirkte und Wanja Hüffell an den Reglern saß, trägt Lammels Wissen über Akustik und Aufnahmetechnik heute substantiell zum Charisma des Trios bei. Nicht von ungefähr wurde er 2015 und 2016 bei den Audio Engineering Society (AES) Conventions in Warschau respektive Paris für seine Produktionen mit Bronze und Silber geehrt. Look At Me klingt offen, kreiert eine atmosphärische Weite, die sich bewusst von der im Jazz häufig üblichen Direktheit abhebt. Entsprechend können alle Instrumente atmen, sich auch in Nuancen entfalten, stehen plastisch im Raum. Wie die facettenreiche Musik schlägt auch der Klang des Albums eine Brücke zwischen Jazz und Klassik, mit kleinen abzweigenden Stegen Richtung Pop.

Während sich Lammel an der Berliner UdK mit Sounddetails befasst(e), war Florian Lauer Meisterschüler bei Eric Schaefer, gewann mit den Bands Mir und Slavicon Preise in Burghausen und wirkt bis heute beim Ensemble Zur Schönen Aussicht. René Bornstein wurde mit dem Trio Tann ebenfalls in Burghausen ausgezeichnet, gewann 2012 mit Scrootch den internationalen Jazz-Wettbewerb in Avignon und einen weiteren in Polen. Ehe Lammel, Lauer und Bornstein 2014 ihr Debüt Novemberlieder veröffentlichten, verbrachten sie viel Zeit damit, ihre Kompositions- und Spielweisen aufeinander abzustimmen, um schließlich zu einem intuitiven Einverständnis zu gelangen.

Auch wenn die Mehrzahl der Kompositionen auf Look At Me immer noch von René Bornstein stammt, versteht sich das Trio längst als gleichberechtigtes Kollektiv. Genauer gesagt, als Vereinigung von drei recht unterschiedlichen Charakteren, deren persönliche Geschichte und musikalischen Vorlieben erkennbar sind, sich aber nicht offensiv in den Vordergrund drängen, sondern gegenseitig bereichern. Andreas Lammel begann als Sechsjähriger mit der Geige und nahm noch als Grundschüler das Klavier hinzu. Schon vor dem Abitur verschwand klassische Musik zunehmend von Lammels Radar, „erst durch das Tonmeister-Studium ist sie wieder näher gekommen“, sagt er. Mit Blick auf das neue Album spricht er von polyphonen Melodieverläufen, die es schon bei Bach gab, unternimmt einen Abstecher in die Romantik und landet bei der Bearbeitung von Schumanns Mignon: „in unserer Interpretation ist aber nur das harmonische Gerüst geblieben.“ Die Klang- und Farbenvielfalt in Sinfonien Strawinskys und Mahlers fasziniert den Pianisten, während sich Drummer Lauer für Schönberg begeistert, was sich in seiner spannenden Komposition Kanon widerspiegelt.

Der Titel des Albums, Look At Me, variiert Bornsteins Komposition I Look At You mit einem Wechsel der Perspektive. Auf seine Art symbolisiert dieses Spiel mit Worten und Standpunkten die musikalische Gedankenwelt des Trios. Sie changiert zwischen Vertrautem und Überraschungen, kreist um Präzision und Assoziation, basiert auf Aufmerksamkeit und Konzentration. Das die Musik dabei selbst in nachdenklichen Momenten eine gewisse Leichtigkeit bewahrt, gehört zum speziellen Charakter von Lammel | Lauer | Bornstein.

Andreas Lammel, Klavier
René Bornstein, Kontrabass
Florian Lauer, Schlagzeug

Recorded April 2016 at Traumton Studios, Berlin, by Wanja Hüffell
Mixed an mastered by Wolfgang Loos
Produced by Wolfgang Loos


Lammel | Lauer | Bornstein
Es geht um die Leerstellen, um die Momente im musikalischen Fluss, die gerade nicht durch eine klare Klangaussage festgelegt sind. Sie sind Ausgangspunkt für Assoziationen, für Hörerleben im Spannungsfeld zum Bekannten, zu Gewohnheiten und Besonderheiten. Im Fall des Klaviertrios hat dieses Wechselspiel von Atemholen und Anspannung, von Loslassen und Wiederfinden grundlegende Bedeutung. Denn in dieser nach Phasen der Stagnation wieder ungemein beliebten Besetzung wurde schon so viel entwickelt, dass die kollektive, die einzelnen Stärken der Musiker gleichberechtigt nutzende Energie über die Kraft der Aussage entscheidet. Die wiederum entsteht nur dann, wenn jeder der Beteiligten sich zurücknehmen kann, um die anderen klingen zu lassen.

Das Trio von Andreas Lammel, Florian Lauer und René Bornstein basiert auf Aufmerksamkeit, Präzision, Empathie. Die Musiker lassen viel Raum, um Motive zu erforschen, Stimmungen knospen zu lassen, mit Texturen zu experimentieren. Sie arbeiten mit langen Gestaltungsbögen und Steigerungsmustern, mit harmonisch vieldeutigen Zusammenhängen, die sich erst aus der Situation heraus ergeben und zuweilen an andere Orte führen, als man zunächst anehmen könnte. Sie bleiben damit im Rahmen des formalen Spielens und genießen zugleich eine Freiheit, die innerhalb der Grenzen alles offen lässt. Das macht den Reiz der „Novemberlieder“ aus. Sie sind Höranstöße, weisen an vielen Stellen über die Ausgangsidee Klang gewordener Herbstimpressionen hinaus, verlieren sich aber nicht in der Vielfalt der Möglichkeiten. Sie stellen ein Trio vor, das ganz bei sich ist. Ralf Dombrowski (Süddeutsche Zeitung, Jazzthing, Reclam)

Dieses Album enthält kein Booklet

© 2010-2024 HIGHRESAUDIO