Jazz at Berlin Philharmonic XII: Sketches of Miles (Live) Theo Croker, Mitglieder der Berliner Philharmoniker & Magnus Lindgren

Cover Jazz at Berlin Philharmonic XII: Sketches of Miles (Live)

Album Info

Album Veröffentlichung:
2022

HRA-Veröffentlichung:
26.08.2022

Das Album enthält Albumcover Booklet (PDF)

?

Formate & Preise

Format Preis Im Warenkorb Kaufen
FLAC 96 $ 16,60
  • 1 Pinocchio & Milestones (Live) 16:45
  • 2 Footprints (Live) 12:29
  • 3 My Funny Valentine (Live) 11:06
  • 4 So What (Live) 09:01
  • 5 Miles Ahead Suite (Live) 17:11
  • 6 Sketches of Spain Suite (Live) 13:39
  • 7 Porgy and Bess Suite (Live) 12:20
  • 8 All Blues (Live) 09:43
  • Total Runtime 01:42:14

Info zu Jazz at Berlin Philharmonic XII: Sketches of Miles (Live)

Am 22. April 2022 wäre Charles Mingus 100 Jahre alt geworden. Obwohl der Kontrabassist selten in einem Atemzug mit Louis Armstrong, Charlie Parker oder Miles Davies genannt wird, ist seine Bedeutung für die improvisierte Musik nicht geringer zu schätzen. Er konnte wütend, sogar gewalttätig sein, aber auch liebevoll und zärtlich, und all diese Aspekte seines komplexen Charakters hört man in seiner Musik. Mingus sagte einmal selbst über sich: „Ich versuche, die Wahrheit dessen zu spielen, was ich bin. Das ist deshalb so schwierig, weil ich mich ständig verändere.“

Extreme der Emotionen sind der Kern von Mingus' Musik und sie spiegeln sich in seinen sechs Kompositionen wider, die hier auf „Jazz at Berlin Philharmonic XIII - Mingus 100“ zu hören sind. Das Konzert am 13. April 2022 war eine der Hauptveranstaltungen anlässlich des Künstlerjubiläums und fand in der von Siggi Loch kuratierten Konzertreihe statt. Die neun Musiker, die auf der Bühne standen und die sich vor diesem Projekt größtenteils nicht kannten, haben ihr ganzes musikalisches Wesen in dieses Projekt eingebracht und sind dabei dem Geist von Mingus und seiner einzigartigen Art, Trotz und Widerspruch auszudrücken, treu geblieben.

Die ersten Klänge des Live-Mitschnitts stammen von dem österreichischen Bassisten Georg Breinschmid. Er ist einer der Co-Leader des Projekts und stellt in Mingus-Manier unverblümte Attacke und streichelnde Zärtlichkeit einander gegenüber, wenn sein Bass „Jelly Roll“ einleitet. „Georg ist ein wunderbarer Kommunikator und ein hervorragender Bassist“, sagt der andere Leiter des Abends, der schwedische Multiinstrumentalist und Arrangeur Magnus Lindgren. Breinschmids Geschichte ist bemerkenswert: Bis zu seinem 25. Lebensjahr ist er einen traditionellen Weg gegangen. Als junger, hochkarätiger klassischer Kontrabassist war er bereits ordentliches Mitglied der Wiener Philharmoniker geworden, eine Rolle, die ihm ein Leben lang sicher war. Aber dann kehrte er dieser Welt den Rücken und geht seither seinen eigenen Weg als Musiker, der im Jazz und in der Wiener Popularmusik verwurzelt ist. Seine Leidenschaft für Mingus wurde schon früh geweckt und hat ihn bis heute nicht losgelassen. „Als ich als Vierzehnjähriger mit dem Bassspielen anfing, haben mich sein Sound, die Kompositionen, das Gesamtpaket sehr geprägt. Es kommt so vieles zusammen“, sagt er.

Breinschmid und Magnus Lindgren hatten zuvor noch nicht zusammengearbeitet, aber ihr gegenseitiges Verständnis und ihr Respekt wuchsen im Laufe der Zusammenarbeit: „Magnus ist ein großartiger Musiker“, sagt Breinschmid. „Ein virtuoser Multiinstrumentalist, ein erfahrener Arrangeur, ein großartiger Künstler. Er hat immer ein Gespür für das gesamte Ensemble und dafür, wie es am besten funktionieren wird.“ Lindgren, der eher für das Alt- und Tenorsaxofon sowie die Flöte bekannt ist, ist hier hauptsächlich auf seinem alten Selmer-Baritonsaxophon zu hören, aber auch auf der Bassklarinette. Wie Breinschmid fühlte sich Lindgren ebenfalls schon früh zu den Kompositionen von Mingus hingezogen, was durch eine enge Zusammenarbeit mit Steve Slagle, einem der führenden Köpfe der Mingus Big Band in den 1990er Jahren, noch verstärkt wurde. Über seine Rolle als Instrumentalist der Mingus-Hommage sagt der Schwede: „Ich liebe Pepper Adams - und es macht Spaß, Bariton zu spielen.“

„Wenn Charlie von Lester spricht...“ Es war Joni Mitchell, die Mingus' wunderschönes Klagelied zum Tod von Lester Young, „Goodbye Pork Pie Hat“, auf ihrem „Mingus“-Album in englische Worte fasste. Der Kontext ist hier ein anderer, ebenso wie die Sprache. Aus dem Mingus'schen polyphonen Chaos erhebt sich die eindringliche Gesangsstimme des französischen Gesangsstars Camille Bertault. Die von ihr geschriebenen Lyrics beschwören die Verlustgefühle von Charles Mingus herauf. Dann erhebt sich ihre Stimme wie von Zauberhand wortlos, und wenn sie den letzten Ton ganze fünfzehn Sekunden lang hält, ist das eine atemberaubende Tour de Force an Gelassenheit und Kontrolle. Sie ist auch für die neuen und aufreizend rätselhaften Worte für „Self-Portrait in Three Colours“ verantwortlich.

„Jazz at Berlin Philharmonic XII – Celebrating Mingus 100“ präsentiert weitere starke Stimmen. Zwei US-Amerikaner bilden das Herz der Band: Pianist Danny Grissett ist seit fast zwei Jahrzehnten in der New Yorker Jazzszene aktiv und war Mitglied der Mingus Big Band. Schlagzeuger Gregory Hutchinson hat in unzähligen Kontexten gearbeitet, nicht zuletzt im Joshua Redman Quartet von 1998 - 2001. Daneben sind zwei Musiker vertreten, die Deutschland zu ihrer Heimat gemacht haben: Der Tenorsaxophonist Tony Lakatos ist seit seiner Übersiedlung von Ungarn nach Deutschland im Jahr 1980 auf über 300 Alben zu hören und war bis 2021 eine feste Größe in der hr-Bigband. Der starke Ton und die Improvisationsfähigkeit der in Australien geborenen und heute in Köln lebenden Posaunistin Shannon Barnett erweisen sich in diesem Kontext ebenfalls als ideal. Die deutsche Heimmannschaft des Abends bilden der Trompeter Matthias Schriefl und der junge Saxophonist Jakob Manz. Voller Hingabe, überbordender Energie und mit waghalsigen Spielfertigkeiten werfen die beiden alle Klischees über deutsche Ordnung und Disziplin über Bord. Dies ist leidenschaftliches Musizieren auf höchstem Niveau.

Mingus Musik war ein Wechselbad der Gefühle und Stimmungen. All die menschlichen Emotionen von Wut, Angst und Traurigkeit bis hin zu Hoffnung, Freude und Liebe finden sich bei ihm wieder. Das macht sein Schaffen heute immer noch aktuell. Während Mingus' Asche dem Ganges anvertraut wurde, erwachte sein unverwüstlicher Geist in einem bewegenden Konzert in Berlin zu neuem Leben.

Magnus Lindgren, baritone saxophone, bass clarinet, leader & arranger
Georg Breinschmid, double bass, leader & arranger
Tony Lakatos, tenor saxophone
Jakob Manz, alto saxophone
Matthias Schriefl, trumpet
Shannon Barnett, trombone
Gregory Hutchinson, drums
Danny Grissett, piano
Camille Bertault, vocals




Theo Croker
Der GRAMMY-nominierte Trompeter, Produzent und Komponist Theo Croker ist ein Geschichtenerzähler, der durch seine Trompete spricht – ein Kreativer, der sich über Grenzen hinwegsetzt und der sich durch die Musik Gehör verschafft. Mit seinem siebten Studioalbum LOVE QUANTUM und seiner EP BY THE WAY, die beide über Star People Nation / Sony Music Masterworks veröffentlicht wurden, schlägt er ein weiteres Kapitel in seiner stetigen Entwicklung als Künstler auf. Dieses ist nach „BLK2LIFE II A Future Past“ der zweite Teil einer musikalischen Aufarbeitung der Herkunft, Gegenwart und Zukunft der Black Music Culture in den USA. Theo Croker stellt sich damit an die Spitze einer jungen Generation an Musiker*Innen der afro-amerikanischen Jazz-Szene, die das musikalische Erbe und die prägenden kulturellen Leistungen ihrer Vorgänger neu beleuchtet, deren Beitrag für die US-amerikanische Musikentwicklung historisch selbstbewusst aufarbeitet und dabei traditionelle Genre-Grenzen hinter sich lässt. Gospel, Blues, Jazz, Soul, Funk: Theo Croker verdeutlicht die historischen musikalischen Gemeinsamkeiten all dieser Genres und überführt sie in einen neuen, aktuellen Sound. Auf einer Metaebene sind diese Strömungen für ihn ohnehin in der positiven schöpferischen Kraft der Liebe verbunden, die es erlaubt, gegen alle Widerstände neue Erfahrungswelten und Realitäten zu kreieren. Theo Croker erklärt: „‘Love Quantum‘ ist auch eine Hommage an all die verschiedenen Ebenen der Liebe, die es geben kann – Liebe zu einem Freund, Liebe zu einem Partner, Liebe zu einem Elternteil, Liebe zu sich selbst und Liebe zum Leben. Es geht darum, wie mächtig diese Energie für uns als Menschen ist.“ Dem Konzept entsprechend hat Theo Croker nicht weniger als neun musikalische Gäste zur Produktion seines Albums eingeladen. Darunter Rap-Legende Wyclef Jean (Fugees), die dreifache Grammy-Gewinnerin und Neo-Soul Sängerin Jill Scott, die Soul- und R’n’B Sängerinnen Ego Ella May, Teedra Moses, Sänger Kassa Overall, Singer-Songwriterin Jamila Woods und Vertreter der aktuellen Jazz-Szene wie Gitarrist James Tillman, Saxophonist Gary Bartz oder Drummer Chris Dave.

Nach sieben Jahren in Shanghai brachte er 2014 mit Unterstützung von Dee Dee Bridgewater seine erste, brodelnde CD Afro Physicist auf den Markt. Nach dem Erfolg von Escape Velocity im Jahr 2016 schwang er sich mit Star People Nation 2019 zu neuen Höhen auf, und die Platte brachte ihm eine Nominierung für die 62. Verleihung der GRAMMY®️ Awards in der Kategorie »Bestes zeitgenössisches Instrumentalalbum« ein. Die CD fand ein begeistertes Echo, unter anderem in Stereogum, Paste und der New York Times. Diese nannte sie „ein Album, das sich von wirbelnden Hip-Hop-Beats über vorwärtstreibenden Swing bis zu mitreißenden afrikanischen Schlagzeug-Passagen bewegt. Dabei hält Crokers subtiles Trompetenspiel seine kleine Band stets perfekt zusammen.“ Im Laufe der Jahre war er auch auf Platin-Alben von J. Cole bis Ari Lennox zu hören, spielte mit Rapper Common und tourte mit seiner Band zahlreiche Male um den gesamten Globus. Außerdem war seine Musik im TV und in Filmen zu hören (u.a. „Insecure“ (HBO) und „The Photograph“).

Im Jahr 2020 kehrte Croker in das Haus seiner Kindheit in Florida zurück, wo er sein sechstes Album BLK2LIFE || A FUTURE PAST schrieb und aufnahm, ein mit Stars besetztes Werk mit Gästen wie Wyclef Jean, Ari Lennox, Gary Bartz, Charlotte Dos Santos, Iman Omari, Malaya und Kassa Overall. Das Album, das von der New York Times als "glühende Neo-Jazz-Sammlung" und von CLASH als "lebendige Erfahrung" gelobt wurde, katapultierte Croker erneut zu neuen Gipfeln, einschließlich seines Auftritts in der Late Show von Stephen Colbert an der Seite von Wyclef Jean.



Booklet für Jazz at Berlin Philharmonic XII: Sketches of Miles (Live)