Gentle Destruction Pauline Réage

Album info

Album-Release:
2024

HRA-Release:
18.10.2024

Label: Galileo Music Communication

Genre: Jazz

Subgenre: Vocal

Artist: Pauline Réage

Album including Album cover

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Formats & Prices

Format Price In Cart Buy
FLAC 44.1 $ 13.20
  • 1 So May It Be 04:23
  • 2 Happy Machine 03:45
  • 3 All We Are Saying 02:23
  • 4 Alone with Everybody 05:07
  • 5 Selfcare 01:19
  • 6 Fabulate 05:48
  • 7 Immensity 04:09
  • 8 Gentle Destruction 04:37
  • 9 Spotless Mind 04:30
  • 10 Overindividualize 01:10
  • 11 The Lock 07:00
  • 12 Let It All Die 04:01
  • Total Runtime 48:12

Info for Gentle Destruction

Lyrik auf die zwölf! Was mit dem Blick aufs Cover auch eine Indieband der Nuller Jahre sein könnte, erweist sich als jazzgeladenes Powerhouse, das vor Ideenreichtum und Spielfreude nur so blitzt. Das Leipziger Quartett „Pauline Réage“ erschließt sich mit hochgradig energetischem Spiel und poetischer Mehrstimmigkeit neues Terrain.

Anne Munka, Sängerin und Initiatorin des Projekts, beschreibt ihre Musik als dramatisch, empathisch und lyrisch. Noch vor drei Jahren lag ihr Schwerpunkt hauptsächlich auf der Vermittlung von Literatur, Klangkunst und Hörspiel. Kollaborationen mit Stimmen aus Jazz und Lyrik wie Marcel Beyer, Rabih Lahoud, Nora Gomringer und Günther Baby Sommer haben ihr nicht nur eine breite künstlerische Basis verschafft, sondern auch den Grundstein für ihr Jazzquartett „Pauline Réage“ gelegt. Pianistin Olga Reznichenko lernte Munka auf dem direktesten Weg kennen, nämlich in improvisatorischer Erstbegegnung bei einem kleinen Leipziger Free-Jazz-Festival. Die beiden Musikerinnen teilen eine unkonventionelle Affinität zum Genre-Bending, welche bei beiden aus einer lang gewachsenen und kultivierten musikalischen Vielseitigkeit resultiert. 2022 beginnt die Zusammenarbeit im Quartett. Nimmt man Schlagzeuger Maximilian Breu und Bassist Robert Lucaciu mit auf die Rechnung, spannt sich die Gemengelage des musikalischen Backgrounds von A cappella über Noise, Metal und Indiepop bis zu klassischer Moderne und natürlich – Jazz.

Eine scheinbar beliebig anmutende Aufzählung, könnte man meinen, tatsächlich findet jedoch jedes dieser Genres einen Platz auf dem vorliegenden Album und wird nicht nur als freches Attribut vorgeschoben. Die stilistischen und kompositorischen Mittel sind auffallend divers, wobei Munka die Vorlieben und Stärken ihrer Bandmitglieder offensichtlich gut kennt. Reznichenko und Lucaciu bekommen in dem programmatischen Schlagabtausch Raum, um zu glänzen und Breus unprätentiös expressives Schlagzeugspiel verleiht den nötigen Drive. Popkulturelle Anleihen werden genauso verarbeitet wie die dem Jazz eigenen Idiome. Zu hören sind komplexe harmonische und rhythmische Strukturen, aber auch frei improvisierte Elemente, ausgeschriebene Soli und einfache Liedformen, wobei Munkas wunderbar eingängige Melodien von naiv bis elaboriert reichen und die große Klammer in der konsequenten Kontrastierung der Stücke bilden.

Schon das Eröffnungsstück zieht einen geradezu in ein Panoptikum des „Extended Songwritings“. Der facettenreichen Leadstimme folgend, findet man sich schnell in einer Glossolalie aus Scat, Spoken Word und sogar Mehrstimmigkeit wieder – auch die virtuosen und passionierten Instrumentalist:innen der Band nutzen nämlich ihre Singstimmen. Eine von Munka programmatisch vertextete Komposition der Pianistin sowie eine herrlich düstere Bukowski-Vertonung finden ebenfalls ihren Platz auf der Platte. Tiefgründiger Humor und eine unverkennbare Melancholie schwingen in Munkas Stücken mit. So eröffnet im zweiten Stück die Leadstimme mit dem Wunsch, eine „Fröhlichkeits-Maschine“ zu werden, und wird von der affirmativen Kraft ihrer Band bestärkt mit: „This machine does self-care.“

„Programmatische Aspekte und Dramaturgie sind sehr wichtige Elemente in meinen Kompositionen und Aufführungen – obwohl ich das Wilde, das Verspielte und das Zufällige liebe“, erklärt Munka. Sie betont: „Die Gestalt meiner Kompositionen wird meist durch den Text bestimmt. Ich nutze Lyrik, O-Töne und manchmal sogar wissenschaftliche Texte, um Jazzgesang in einen relevanten Kontext zu setzen.“ „I will take my rage and use it for love“, deklamiert Munka im titel-gebenden Stück „Gentle Destruction“, kurz bevor sie ihre Band in die Freiheit der Improvisation entlässt. Réage ist nur einen Buchstaben von Rage entfernt. Unbändigkeit, Leidenschaft und eine gesellschaftskritische Agenda werden hier mit allen Mitteln der Kunst verhandelt und transportiert. Oft scheinen die Stücke eher philosophischen als musikalischen Spielanweisungen zu folgen, wobei sie so wiederum ihren Anspruch, als Jazz gehört zu werden, behaupten können. „Für mich ist Jazz die offenste und radikalste Form der musikalischen Kommunikation in Echtzeit. Obwohl in meine Musik verschiedene Genres einfließen, steht dieses Ethos für mich an erster Stelle“, erklärt Munka, die ihr Quartett nach dem Pseudonym der französischen Schriftstellerin Anne Desclos benannt hat, deren Werk „Die Geschichte der O“ bis heute die normativen Geschlechterrollen herausfordert.

„Im gegenwärtigen gesellschaftlichen Kontext ist Jazz nach wie vor ein starkes Mittel, um Veränderungen voranzutreiben. Wir müssen ihn nur in die Verantwortung nehmen“, postuliert Munka. Und so stehen bei diesem Album Virtuosität und Expressivität im Dienst der Sache. Die Band löst gewissermaßen das Versprechen des Albumtitels ein. Hingebungsvoll zerstören „Pauline Réage“ mögliche Erwartungshaltungen, die man an eine Jazzband mit Sängerin haben könnte. Es wird hier weder skizziert noch angedeutet. Es gibt nur die volle Packung! Konsequent poetisch bleibt das eklektisch agierende Quartett dabei jedoch immer.

Anne Munka, Gesang, Effekte
Olga Reznichenko, Klavier, Gesang
Robert Lucaciu, Bass, Gesang
Maximilian Breu, Schlagzeug, Gesang



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