Detroit Symphony Orchestra & Jader Bignamini – Marsalis: Blues Symphony

Review Detroit Symphony Orchestra & Jader Bignamini – Marsalis: Blues Symphony

In der Musik gibt es allerhand Varianten, in denen ein Genre mit einem anderen verbunden wird. Eine Blues-Symphonie ist dennoch neu. Wynton Marsalis hat sie komponiert und das Detroit Symphony Orchestra unter der Leitung von Jadar Bignamini hat sie jetzt eingespielt. Das Ergebnis? Spannend!

Wynton Marsalis entstammt einer Musikerfamilie, ist Jazz-Trompeter und Komponist und schon seit langem eine Ikone des traditionellen amerikanischen Jazz. Black Codes (From The Underground) und zahlreiche weitere Alben zeugen von seiner Schaffenskraft und Musikalität, aber auch von seiner konservativen, teils konservierenden Haltung, die Modern Jazz, Free Jazz und andere Spielarten des Jazz nach den 1960-er Jahren ablehnt. Berührungsängste mit Klassik hat er dagegen nicht, und das zeigt seine jüngste Arbeit.

Für eine symphonische Komposition ungewöhnlich hat die Blues Symphony sieben Sätze. Ein Blick auf ihre Titel macht aber schnell deutlich, was der Hintergrund hierfür ist – ein historischer Abriss der Entwicklung des Jazz bis in die schon erwähnten 1960-er Jahre: Born in Hope bildet den Auftakt, gefolgt von Swimming in Sorrow, dem Reconstruction Rag, einem Southwestern Shakedown, den Big City Breaks, lateinamerikanischen Einflüssen in Canzon y Mambo, Choro y Samba und dem Dialogue in Democracy.

Jeder Satz zeigt orchestrale Fülle, überall finden sich Elemente des Blues in die Passagen der Streicher und Bläser eingesprenkelt, die Symphoniker aus Detroit beben, flüstern, klaren, jubilieren, all das in exzellenter Qualität, die mit 192 kHz und 24 Bit kein Detail auslässt und das Ohr auf großer Bühne am gut gestaffelten Orchesterspiel teilhaben lässt.

Trotz aller klanglicher Güte wird die Melange, die Marsalis geschaffen hat, Diskussionen entfachen, wie das denn nun wieder einzuordnen ist. Ist es eine weitere Manifestation traditioneller Jazz-Auffassung, nun durch die Darbietung auf klassischer Bühne gleichsam geadelt? Oder ein interessantes Experiment mit zwei Stilen, die sich musikgeschichtlich quasi diametral gegenüber liegen? Wie dem auch sei.

Definitiv hat Marsalis die Möglichkeiten des symphonischen Klangkörpers genutzt, um Fülle, Dramatik und Leben auszudrücken. Die Musik baut auf bewährte Systematiken klassischer Musik, integriert überraschend moderne kompositorische Ansätze des Genres Klassik und flechtet in all das immer wieder deutliche Bluespassagen oder das Bluesschema ein.

Auf manchen mag diese Musik beim ersten Hören befremdlich wirken. Andere werden dagegen beim Blick auf das Cover feststellen, dass dort im Namen des Theaters ein anderer zutreffender Vorschlag gemacht wird:

Paradise. (Thomas Semmler, HighResMac)

Detroit Symphony Orchestra
Jader Bignamini, Dirigent

Detroit Symphony Orchestra & Jader Bignamini – Marsalis: Blues Symphony

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