Cover Unfolding

Album info

Album-Release:
2024

HRA-Release:
13.09.2024

Album including Album cover Booklet (PDF)

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  • 1 Unfolding 06:16
  • 2 Loma del Tanto 05:31
  • 3 None 04:16
  • 4 A Garden in Ispahan 04:12
  • 5 Siete lagunas 02:49
  • 6 L’heure de loup 03:16
  • 7 L’étendue 04:41
  • 8 Somebody Leaves 04:35
  • 9 Snow 04:47
  • Total Runtime 40:23

Info for Unfolding

Nachdem der Pianist Benjamin Moussay und der Klarinettist Louis Sclavis bereits bei mehreren Aufnahmen für ECM zusammengearbeitet haben, darunter das letzte, hochgelobte Album Characters On A Wall, haben sie in letzter Zeit ihren Schwerpunkt zunehmend auf das Duospiel verlagert, mit Auftritten in vielen Ländern Europas. Der Deutschlandfunk berichtete über eines ihrer Konzerte begeistert: "Dieses perfekt harmonierende Duo setzt auf starke Kontraste und lebt von Empathie und intensivem Austausch." In einem Programm mit ausschließlich Eigenkompositionen - zwei Drittel aus der Feder des Pianisten, die restlichen Stücke von Sclavis - erträumt sich das französische Duo nun eine Welt der kammermusikalischen Konversation, in der lyrische Kontemplation und Erfindungsreichtum in freudiger, konzentrierter Zusammenarbeit nebeneinander stehen. "Für diese Aufnahme haben wir ausschließlich neues Material komponiert", erklärt Louis.

"Ich habe recht einfache Stücke geschrieben, die viel Improvisation zulassen. Denn da wir seit über 20 Jahren und in verschiedenen Projekten zusammenspielen, sind wir immer besser darin geworden, uns als Duo durch Improvisation und eine besondere Art des Loslassens auszudrücken."

Die Kompositionen des Klarinettisten und des Pianisten sind spannungsgeladene, atmosphärische Balanceakte, die auf zerbrechlichen, oft zweideutigen harmonischen Grundlagen aufgebaut sind und die aus einer breiten Palette von Inspirationen schöpfen können - vom französischen Komponisten und Organisten Olivier Messiaen aus dem 20. Jahrhundert beispielsweise oder den improvisatorischen Verästelungen des Jimmy Giuffre Trios auf der anderen Seite.

Eröffnet wird das Album mit dem von Moussay geschriebenen Titelstück "Unfolding". Die innovative improvisatorische Herangehensweise des Duos an dieses fest strukturierte Thema steht stellvertretend für die Musik, die im gesamten Programm zu hören sein wird: eine sanft gesprochene Anrufung mit subtilen dramatischen Veränderungen. Benjamins "Loma del tanto" beginnt an einem spontaneren Ort, an dem Klarinette und Klavier nach den Linien des anderen greifen, bevor die abwärts spiralförmige Melodie der Coda eingeführt wird.

Ein markantes Drei-Ton-Motiv mit Betonung auf einem Aufwärtssprung - zuerst eine None, gefolgt von einer Oktave, dann eine große Septime, gefolgt von einer kleinen Sexte - bildet den Kern von "None". Klavier und Klarinette bewegen sich während des gesamten Stücks eng beieinander - so wie es auch im Großteil des Albums der Fall ist. Anstatt sich bei den Soli starr abzuwechseln, übernehmen Sclavis und Moussay oft melodische und harmonische Improvisationen gleichzeitig und kommen sich dabei in einer beeindruckenderweise nie in die Quere. Wie Sclavis es ausdrückt, haben er und Benjamin "eine große Komplizenschaft in unserem Spiel und eine nahtlose Synchronität entwickelt".

Aufgrund der besonderen Chemie zwischen den beiden, kam das Duo zu den Aufnahmen mit nur einer groben Vorstellung davon, wie die Stücke gespielt werden sollten - und ließen so Raum für neue Perspektiven.

"Wir kamen zu den Aufnahmen mit Ideen, die noch nicht zu sehr festgelegt waren. Wir wollten eng mit Manfred Eicher zusammenarbeiten, und wir wussten, dass einige der Kompositionen eine Richtung einschlagen würden, an die wir nicht gedacht hatten, und andere würden nicht beibehalten werden. Mit diesem Wunsch, unsere Kompositionen durch Manfreds Auge und Ohr neu zu entdecken, haben wir dieses Album vorbereitet."

"A Garden in Ispahan", das erste Stück von Sclavis auf dem Album, ist ein sanftes modales Stück, das behutsam mit Licht und Schatten jongliert und mit seinen pastellfarbenen Pinselstrichen sowohl in der Musik als auch in der bildenden Kunst an den französischen Impressionismus erinnert.

Die andere Komposition des Klarinettisten, "Étendue", setzt die modale Linie fort und erinnert an Debussys Ganztonleiteridiom. Die Klavierakkorde und Arpeggien, die mit dem Pedal betont und gehalten werden, bilden eine faszinierende Spielwiese für eigenwillige Melodien.

Das verbleibende Sclavis-Stück "Somebody Leaves" könnte mit seiner an Ornette Coleman erinnernden Fanfare und seiner insgesamt frühen Free-Jazz-Form nicht kontrastreicher sein. Sein spanisches Gegenstück, Benjamins "Sieta Lagunas" ist ein weiteres lebhaftes und einprägsames Werk, das das Duo leichtfüßig und mit viel Spielfreude angeht.

Benjamin: "Als ich für dieses Projekt schrieb, hatte ich bereits Louis und seine einzigartige Spielweise sowohl auf der B Klarinette als auch auf der Bassklarinette im Kopf. Wenn man für ein Duo schreibt, und vor allem für jemanden, den man sehr gut kennt, weiß man intuitiv, in welche Richtung man geht, damit sich die Person voll entfalten kann. Ich stellte mir auch grundsätzliche Fragen zum Duospiel: wie können wir das Potenzial nutzen? Können wir beide Solisten sein? Begleiten wir einander? Das sind Fragen, über die ich nachgedacht habe, aber die man nach einer gewissen Zeit auch loslässt, um den Instinkt sprechen zu lassen.“

An Inspirationen mangelt es auf dem gesamten Album nicht. Besonders entrückt wirkt Louis auf "L'heure du Loup", einem der spärlichsten, aber auch geheimnisvollsten Zwiegespräche des Albums, das die ganze Bandbreite von Sclavis´ B-Klarinette zum Klingen bringt.

"Snow" beschließt das Album mit einer düsteren Note, die sowohl die Eigenart der kompositorischen Stimmen der beiden Musiker als auch die tief empfundene, seit langem entwickelte Chemie zwischen ihnen unterstreicht.

Unfolding wurde im März 2024 in den Studios La Buissonne in Südfrankreich aufgenommen.

Louis Sclavis, Klarinette, Bassklarinette
Benjamin Moussay, Klavier




Louis Sclavis
wurde am 1953 in Lyon geboren, wo er auch Klarinette am Musikkonservatorium studierte und nebenbei in lokalen Bands auftrat. In dieser Zeit spielte Sclavis nicht nur in Ensembles wie der Marvelous Band, Marmite Infernale und dem Workshop of Lyon. Er knüpfte Kontakt zu Kollegen wie Michel Portal, Bernard Lubat und Henri Texier, die er allesamt für seine Musikerinitiative ARFI (Association pour la recherche d’un folklore imaginaire) begeistern konnte. Es die legendäre Geburtsstunde eines Versuches, traditionelle Musik mit Jazz zu verbinden. 1982 zeigte sich besonders die unbändige Phantasie von Sclavis. Einerseits gründete er mit Le Tour de France seine eigene Combo, mit sechs Musikern aus den verschiedensten Regionen Frankreichs: mit Gerard Siracusa, Benat Achiary, Philippe Deschepper, Yves Robert, Michel Doneda und Alain Gibert. Zum anderen folgten Aufnahmen und Auftritte mit der Free Music-Prominenz von Evan Parker über Tony Oxley bis Peter Brötzmann. Nach zahlreichen Konzerten bei europäischen Festivals gründete er dann 1984 sein Quartett feat. Bruno Chevillon, mit er u.a. das ECM-Album “Rouge” (1991) einspielte; 1987 entstand exklusiv für das Festival Banlieues Blues das Sclavis Septet. Mit dem 1988 gegründeten Klarinetten Trio feat. Jacques di Donato und Armand Angster konzentrierte sich Sclavis auf Improvisationen und die Zeitgenössische Klassik, mit Kompositionen von Pierre Boulez und Brian Ferneyhough, und begann, mit der Choreographin Mathilde Monnier zu arbeiten. Und mit der er seine Liebe für das Theater fortsetzte, die sich bereits 1980 in der Zusammenarbeit mit der Theater-Compagnie Image Aigue andeutete. Seitdem ist Sclavis ist aber auch begehrter Film-Komponist (u.a. für Jean-Louis Comolli), hat er seit 1982 mit dem weltberühmten Photographen Guy Le Querrec zahlreiche multi-mediale Spektakel wie “Jazz comme une image” auf die Beine gestellt. Le Querrec ist es auch, der die musikalischen Reisen nach Afrika festhält, die Sclavis mit Aldo Romano und Henri Texier seit einigen Jahren unternimmt. Die entscheidenen Wegmarkierungen in Sclavis' vielsprachigen Karriere dokumentieren die über die Jahre wechselnden Kammermusik-Formationen, wobei das Akustische Quartet von 1994 (Dominique Pifarely, Bruno Chevillon, Marc Ducret) an die vorhergegangenen Erfolge anknüpfen konnte und allesamt auf ECM vertreten sind. Gleiches gilt für das 1994 gegründete Trio mit B. Chevillon und Francois Merville. Sclavis hat in seiner Lufbahn zahlreiche Ehrungen erhalten: der Prix Django Reinhardt (1988), 1. Preis der Biennale Barcelona (1989), British Jazz Award (1990).

Benjamin Moussay
erwarb zunächst seinen Abschluss in klassischem Klavier am Straßburger Konservatorium, bevor er seine Keyboard-Erkundungen dem Jazz und anderen improvisierten Kontexten widmete. Benjamin, der häufig an ECM-Aufnahmen von Louis Sclavis und Vincent Courtois mitwirkte (Sources, Silk and Salt Melodies, West, Characters On A Wall), hat sich zu einer unverzichtbaren pianistischen Stimme in Europa entwickelt. Sein Klaviersolo-Debüt für ECM Promontoire (2020) wurde von der Académie Charles Cros mit dem „Coup de Coeur“ ausgezeichnet und von den Kritikern gelobt: „ein außergewöhnliches Album“ – Le Monde; „eine Reihe freier Improvisationen, die oft wie perfekt geplante Miniaturen klingen“ – The Guardian; ein unverzichtbarer Komponist, dessen Ruf eines Tages dem seiner berühmten Vorgänger ebenbürtig sein wird – Télérama.



Booklet for Unfolding

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