Tiefe Nacht - Jazz Thing Next Generation Vol. 95 Andreas Pientka Tentet

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Album-Release:
2022

HRA-Release:
21.10.2022

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FLAC 96 $ 9.00
  • 1 Was Die Welt Im Innersten Zusammenhaelt 07:09
  • 2 Tiefe Nacht 05:24
  • 3 Die Tat Ist Alles, Nichts Der Ruhm Teil 1 11:12
  • 4 Die Tat Ist Alles, Nichts Der Ruhm Teil 2 05:35
  • 5 Die Tat Ist Alles, Nichts Der Ruhm Teil 3 07:01
  • Total Runtime 36:21

Info for Tiefe Nacht - Jazz Thing Next Generation Vol. 95

Es ist eine wuchtige, monumentale Musik, die der Leipziger Bassist Andreas Pientka mit seinem Tentett auf „Tiefe Nacht“ in Szene setzt. Sieben Bläser - zwei Trompete, eine Posaune, eine Tuba und drei Saxofone - sowie eine Rhythmusgruppe aus Pientka selbst sowie dem Pianisten Niklas Roever und dem Schlagzeuger Alex Parzhuber erwecken die Musik zum Leben, ab und zu greift auch noch die Flötistin Camila Moukarzel-Ortega ins Geschehen ein. Dabei hat Pientka diese Musik eigentlich für Orchester geschrieben, doch Corona machte ihm einen Strich durch die Rechnung und so hat er sich für diese bläserlastige und wesentlich jazzaffinere Besetzung entschieden.

„Ich hatte das Gefühl, dass Bläser besser zwischen Klassik und Jazz changieren können und vor allem auch improvisieren“, meint Pientka, der aus seiner Zeit beim JugendJazzOrchester von Nordrhein-Westfalen und im BundesJazzOrchester reichlich Erfahrung mit Bläsersätzen gesammelt hat.

Inspirieren ließ Pientka sich beim Kompositionsprozess von Goethes „Faust“ und es sind die elementaren Fragen nach einem Platz in der Welt, die auch den Bassisten umtreiben. „Ich war immer an vielen unterschiedlichen Dingen interessiert, hatte dabei aber immer die Kernfrage nach meinem musikalischen Platz“, erläutert Pientka. „Das hat mich angetrieben. Ich bin von einer gewissen Rastlosigkeit bestimmt und hatte nie das Gefühl, meinen Platz gefunden zu haben. Diese Suche hört anscheinend nie auf und führt einen dazu, immer neue Dinge auszuprobieren und sich weiter zu entwickeln.“

Geboren wurde Andreas Pientka 1993 in Datteln im nördlichen Ruhrgebiet, einer Stadt, die als größter Kanalknotenpunkt Europas gilt. Als Jugendlicher ist er an Rockmusik interessiert, doch sein Eintritt in die Big Band seiner Musikschule weckt sein Interesse an Jazz. „Als ich ‚Sunday at the Village Vanguard‘ von Bill Evans gehört habe, fiel mir auf, wie virtuos Scott La Faro gespielt hat und wie präsent der Bass sein kann“, erinnert sich der Bassist. „Auch Paul Chambers war ein großer Einfluss und ich habe mich auf den Kontrabass verlegt.“

Pientka beginnt ein Studium an der Folkwang Universität der Künste in Essen, zu seinen Lehrern gehören John Goldsby, Dieter Manderscheid und Robert Landfermann. Parallel zu seinem Studium probiert er viele Genres aus - er wird Mitglied des BundesJazzOrchesters, unterhält ein eigenes Trio und spielt in Top-40-Bands. Doch auch die Klassik schiebt sich immer wieder in sein Blickfeld und so nimmt er ab 2019 schließlich klassischen Kontrabassunterricht bei Gisèle Blondeau vom Rundfunkorchester des WDR. Anschließend beginnt er ergänzend zu seinem Jazzstudium auch noch ein Klassik-Kontrabass-Studium, das ihn nach Leipzig führt.

Das alles kann man in der dichten, zupackenden Musik auf „Tiefe Nacht“ hören, die sich immer wieder die Zeit für Solo-Improvisationen und reduzierte Zwischenspiele nimmt, bei denen der Bass die Führung übernimmt oder Klavier und Schlagzeug wichtige Akzente setzen.

„Klavier und Schlagzeug liefern eine Art Grundgerüst und agieren eher unterstützend“, findet Pientka. „Beide sind sehr, sehr wichtig, um Dynamik klar zu machen und diesen speziellen Jazz-Vibe mit einzubringen.“

„Tiefe Nacht“ versucht sich nicht nur an einer Synthese von Jazz und Klassik, sondern auch an der von Tradition und Moderne, denn Pientka ist ein Klangtüftler, der den Dingen auf den Grund gehen will. „Diese Suche nach dem Ursprung fand ich besonders interessant“, sagt der Bassist. „Deshalb kann ich mich mit ‚Faust‘ identifizieren, der auch nicht weiß, wo sein Platz auf der Welt ist.“

Mit der musikalischen Welt, die sich auf „Tiefe Nacht“ manifestiert, hat Pientka zumindest schon einmal seinen Platz als wagemutiger und manchmal waghalsiger Komponist und Musiker gefunden. Oder um es mit dem Goethe-Zitat, das Pientkas dreiteiliger Suite den Namen gegeben hat, auszudrücken: „Die Tat ist alles, nichts ist der Ruhm“.

Cay Schmitz, Trompete, Flügelhorn
Christian Mehler, Trompete, Flügelhorn
Philipp Schittek, Tenorposaune
David Bernds, Bassposaune, Tuba
Julius van Rhee, Altsaxophon, Klarinette, Flöte
Marc Doffey, Tenorsaxophon, Sopransaxophon, Klarinette, Flöte
Ole Sinell, Baritonsaxophon, Bassklarinette
Alex Parzhuber, Schlagzeug
Niklas Roever, Klavier
Andreas Pientka, Kontrabass, Komposition
David Heiss, Leitung




Andreas Pientka
Am größten Kanalknotenpunkt Europas, zwischen ehemaligen Kohlehalden, Kraftwerkstürmen und Industrieruinen wächst Andreas Pientka auf. Früh fühlt er sich stark zur Musik hingezogen, beginnt mit dem Erlernen der Gitarre und merkt schnell, dass ihm etwas fehlt. Wo ist dieser Groove, dieses tiefe, organische Brummen, das er in sich spürt?

Er begreift, dass der Bass ihm genau diese fehlenden Elemente bietet. Das Ende der Suche nach dem passenden Instrument ist gleichzeitig Beginn einer neuen, viel tiefergehenden Reise: der perfekte Ton, die eigene musikalische Sprache und die persönliche Entwicklung – für Andreas Pientka sind diese Dinge seitdem untrennbar miteinander verbunden.

Er beginnt ein Studium an der Folkwang Universität der Künste in Essen und wird dabei von John Goldsby, Dieter Manderscheid und Robert Landfermann unterrichtet. Pientka, der sich in musikalischer Hinsicht als Traditionalist bezeichnet, sucht und tüftelt in den Folgejahren unentwegt an der Transformation von Tradition in die Moderne. Denn, Moderne ohne Tradition? Jazz ohne Geschichte? Das wäre schließlich wie Ruhrgebiet ohne Zechen, New York ohne Jazz und Andreas Pientka ohne Kontrabass. Es funktioniert einfach nicht.

Während seines Studiums ergeben sich für Pientka immer neue Möglichkeiten, die Grenzen seines Instrumentes auszutesten. Er wird fester Bestandteil des Bundesjazzorchesters, schreibt für sein eigenes Trio, geht auf Tour mit Popbands und spielt dabei auf jeder Bühne, die das Gewicht von ihm und seinem Kontrabass aushält. Die Begegnungen mit Musikern aus verschiedenen Genres fordern Pientka neu heraus, lassen ihn an seinem Spiel arbeiten und eröffnen ihm neue Perspektiven. Dass genau diese neuen Perspektiven ihm sein neustes Forschungsfeld erschließen, ist da nur konsequent. Was wäre Musik ohne Mozart, Brahms oder Beethoven? Und was wäre der ruhelose Pientka, ohne sich der Aufgabe anzunehmen auch die Präzision und Klangästhetik der Klassik zu erforschen?

Doch das, was für Pientka immer bleibt, ist der Jazz – ob als technisches Forschungsfeld, explosive Experimentierfläche oder philosophische Abhandlung. Das Beste an diesem ist, so meint er, dass jeder so sein darf, wie er ist und was er sein möchte. Es kommt allein darauf an, immer weiter voranzuschreiten und eine eigene, ganz persönliche Sprache zu finden.



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